Züchten, eine Leidenschaft

Es sind diese Momente auf den Bildern, die das Züchten ausmachen!

Die Vorarbeit beginnt bereits sehr früh. Nämlich am Tag, an dem ich mich entscheide eine neue Zuchthündin zu kaufen oder aus der eigenen Zucht aufzuziehen! Der Welpe muss top sozialisiert werden, Hundeschule und div. Kurse besuchen, empfinde ich als Pflicht für eine zukünftige Zuchthündin. Mir am wichtigsten dabei, die Hündin kann überall mitgenommen werden und im Alltag läuft sie ganz normal mit! Mit 13 Monaten kann die Hündin geröngt werden. Mit 18 Monaten kann die Hündin angekört werden. Das bedeutet, die Hündin muss vollzahnig sein und die Gesundheitsresultate HD/ED und DM müssen erfüllt sein. Eine Ausstellung muss besucht werden, die Hündin muss mit vorzüglich oder sehr gut abschliessen. Dann kann es losgehen. An der Ankörung ist der Führer wohl meist nervöser als der Hund selbst. Ich habe schon einige schlotternde Hundeführer gesehen, mit Kälte hatte das nichts zu tun.

 

Ist die Hündin erfolgreich angekört, kann der passende Rüde ausgesucht werden. Die Zuchtwartin des Clubs muss diesen genehmigen. Falls ihr der Rüde nicht zusagt (Gesundheit/Charakter) berät sie die Züchter und hilft bei der Auswahl. Neben all dieser Arbeit gilt es Mails und Telefonate von Welpeninteressenten zu beantworten und zukünftige Welpenbesitzer zu empfangen. Denn ich will die Personen, welchen ich einen Welpen aus meiner Zucht anvertraue, persönlich kennen lernen. Und zwar dann, wenn ich KEINE Welpen habe. Dann können sie sehen, wie sich die Hunde im Alltag bewegen, können hunderte von Fragen stellen und die Rasse kennen lernen. 

 

Unterdessen warten wir gespannt auf die Läufigkeit der Hündin. Sobald die Hündin anfängt zu bluten, wird die Züchterin richtig kribbelig. Am 8. Tag der Läufigkeit gehts zum Progesterontest, dazu muss der Hündin Blut abgenommen werden. 20 Minuten später ist das Resultat bekannt und die Züchterin kann den Ausflug zum Rüden planen. Fahrablösung organisieren, Hotel bestellen, Geld wechseln, Auto volltanken, Navi einstellen falls es nach Tschechien oder Deutschland gehen soll. 2-3 Tage später wird nachgetestet. Die Spannung ist enorm, fahren oder abwarten? Sobald wir fahren können, freuen wir uns natürlich auf das Zusammentreffen der uns bisher unbekannten Rüdenbesitzer und sind wieder nervös ob das dann auch klappt mit den beiden Hunden. Und wie riesig ist dann die Freude, wenn es geklappt hat.

 

Erstmal wieder zu Hause kann man etwas aufschnaufen, ausser der unkastrierte Apppenzeller Hund schleicht ums Haus. Die Hündin hat dann strikten Hausarrest oder Leinenpflicht. Meistens merke ich es der Hündin an, ob sie trächtig ist, oder nicht. Sie schläft viel, erbricht auch mal oder frisst schlecht, das sind eindeutige Zeichen für eine Schwangerschaft. Nach 28 Tagen gehen wir zum Ultraschall, und juhui es hat geklappt!! Bald werden die Spaziergänge ruhiger und kürzer, das Welpenzimmer und die Wurfbox muss geputzt und vorbereitet werden. Es geht auf Tag 60 zu.... alle Sitzungen und andere Verpflichtungen werden entweder abgesagt oder finden online statt. Die Nächte sind unruhig, die Züchterin erwacht wegen jedem kleinsten Geräusch. Und dann endlich ist der erste, langersehnte Welpe da und so geht es weiter bis auch der letzte auf der Welt ist. Jeder wird gewogen und bekommt eine bestimmte Farbe (Halsbändeli) zugeteilt. So weiss ich immer, wer wieviel zunimmt, wer sich mehr oder weniger bewegt, wer aktiver ist und wer eher eine Schlafmütze, wer ein Jammeri ist usw.

 

Nun müssen die neuen Besitzer informiert und mit Fotos und Filmli zugespamt werden. Jemanden abzusagen, weil es nicht genug Welpen hat oder nicht genug Hündinnen ist immer sehr schwierig. Ich helfen ihnen aber gerne, dass sie bei einem anderen Züchter oder in CZ einen Chodsky pes bekommen können.

 

Bis zu 3 Wochen schlafe ich jeweils mit den Welpen und der Hündin im gleichen Zimmer. Ab der 4.Woche wird die Box vergrössert, da die Welpen aktiver sind. Ab der 5.Woche dürfen sie täglich einmal nach draussen und die Besucher dürfen ENDLICH kommen. Ab jetzt ist 4 Wochen ein Kommen und Gehen in der Kratzmatt, die Kaffeemaschine läuft auf Hochtouren und Putzlappen und Staubsauger sind im Dauereinsatz. Die Nächte sind kurz, die Welpen möchten um 5 Uhr raus, manchmal schon um 4 Uhr. Tja ruhig ist anders..... 

 

Wir gehen spazieren, üben Autofahren und mit 8 Wochen gehts zum impfen und chippen. Dann die letzten Tage in der Kratzmatt, bald heissts Abschied nehmen. Vor dem grossen Tag des Auszugs (nicht alle Welpen gehen am gleichen Tag, das wäre zuviel Stress für alle) ist die ZüchEiterin einen Tag lang traurig und unausstehlich, an diesem Tag verabschiede ich mich von jedem einzelnen Welpen und wünsche ihm alles erdenklich gute, so tut es am Tag des "richtigen" Abschieds etwas weniger weh. Ich habe da mein Ritual und trage die Welpen zum Auto und "übergebe" sie dann offiziell an die neuen Besitzer. So ist alles einigermassen erträglich.

 

In all den Jahren als Züchterin von Hunden, Schweinen, Kühen und Pferde lautet mein Fazit: Nirgendwo ist das grosse Glück und der totale Frust so nah beisammen wie in der Zucht. Sonnenschein und Glück können Trauer, Schmerz und Wut innert kurzer Zeit ablösen. Und was bleibt ist Leidenschaft und pure Freude!